SAISONSTART DER KUNST

Frankfurt Art Experience. Das Frankfurter Galerienwochenende 2022. Foto: The Frankfurt Art Experience, Urban Media Project

Das Ende des Sommers ist alljährlich der Beginn der neuen Kunstsaison in Frankfurt

Tauche an drei Tagen ein in ein umfangreiches Programm aus Führungen, Künstlergesprächen, Kunstberatung und spannenden Positionen zeitgenössischer Kunst. Die Frankfurt Art Experience bietet in Zusammenarbeit mit Kunstvermittler:innen insgesamt 24 Stadtteilführungen. Wir zeigen dir die aktuellen Ausstellungen der Galerien, sowie Kunstorte im öffentlichen Raum und laden dich zum Dialog und Austausch ein. Die Touren erstrecken sich vom Westend über das Bahnhofsviertel, die Innenstadt und Sachsenhausen. Das Ostend kannst du mit einer geführten Radtour entdecken.

Für Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig ist die lebendige Galerienszene ein wichtiger Bestandteil der kulturellen Stadtlandschaft: „Die persönliche Arbeit der Galerien mit Künstlerinnen und Künstlern, die sie entdecken, aufbauen und fördern, sind wesentlich für das kulturelle Zusammenspiel von Kunsthochschule, freier Ausstellungspraxis und privater Sammlung sowie natürlich den Museen. Und sie haben eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für die Kultur im Quartier.“

Galerien sind frei zugängliche Räume der zeitgenössischen Kunst, ohne Eintritt und ohne Erwartungen an den Besucher. Und dennoch kann der typische „White Cube“ manchmal etwas einschüchternd sein. Es braucht uns Guides als Vermittler. Wir öffnen die Türen und lassen uns die Geschichten hinter den Kunstwerken erzählen. Ich nehme dich dieses Mal mit auf einen Kunstspaziergang in den Frankfurter Stadtteil Westend.


Frankfurts Westend

Wenn wir an das Westend denken, kommen uns schöne Altbauten, der Palmengarten und der Campus der Universität in den Sinn. Aber auch moderne Architektur, Parks und Grünflächen. Und inmitten dieses Wohnviertels befinden sich acht der rund 50 Frankfurter Galerien. Drei dieser Galerien besuchen wir heute. Die Tour findet in Kooperation mit dem Programmpartner American Express statt.


Galerie Barbara von Stechow

Die im Frankfurter Westend gelegene Galerie Barbara von Stechow wurde 1995 gegründet und feierte 2020 ihr 25-jähriges Jubiläum. Die Förderung zeitgenössischer sowohl junger als auch etablierter Talente aus dem deutschsprachigen Raum und eine intensive Beschäftigung mit dem Werk renommierter amerikanischer Künstler, bilden die Schwerpunkte des Galerieprogramms.

Anlässlich des Saisonstarts 2022 zeigt die Galerie in der Ausstellung distance & identity neue Arbeiten des Malers Helle Jetzig im Dialog mit Skulpturen des Bildhauers Walter Schemas. Helle Jetzig zeigt in seinen Arbeiten Wolkenkratzer, Sakralbauten, Straßen, Plakatwände, Brücken, Häfen und Plätze, eingehüllt in kräftig leuchtende, fast grelle Farben. Sie sind partiell überdeckt von Punkten, figurativen Bildelementen oder Schriftzügen. Einige der Orte erscheinen bekannt und doch wirkt die Szenerie fremd. Die Gebäude ordnen sich nicht in ihre gewohnte Ansicht. Und dennoch versucht unser Auge unmittelbar das Bildgeschehen zu erfassen.

Im Kontrast dazu stehen die Skulpturen von Walter Schembs, welche die Verbundenheit zur Natur und die menschliche Figur als Vorlage und Vorbild haben. Walter Schembs stehende oder sitzende Skulpturen ruhen ganz in sich selbst. Sie vermitteln Spannung und Innerlichkeit. Die grob behauene Oberfläche gibt ihnen etwas Urtümliches und vermittelt gleichsam die große Leidenschaft des Künstlers: die Liebe zum Werkstoff Holz. Ohne Vorzeichnungen bearbeitet er diesen direkt mit Kettensäge, Beil, Drechsel und Stechbeitel. Die Spuren seiner Werkzeuge bleiben stets an der Oberfläche sichtbar.

Helle Jetzig, Berlin 2022, Malerei auf Fotografie, 100 x 150 x 6 cm

Walter Schembs, Dädalus warnt Ikarus, 2021, Bronze, 180 x 50 cm


Galerie Hübner&Hübner

Ein paar Straßen weiter im Westend zeigt die Galerie Hübner&Hübner unter dem Titel Schätze aus dem Archiv eine Gruppenausstellung mit 34 Positionen und Künstler:innen der Galerie. Sie zeigt lange nicht oder noch nie zuvor gezeigte Bilder und Skulpturen in einer neu kuratierten Ausstellung. Sie ist beinahe eine Retrospektive der Galeriearbeit der vergangenen Jahre und zeigt unterschiedliche Positionen verschiedener Galeriekünstler und Künstlerinnen. Seit 1998 setzten Hübner&Hübner einen Schwerpunkt auf die Malerei mit vorwiegend figürlichen Positionen. Unter den Künstlern der Galerie sind sowohl Neuentdeckungen als auch gefestigte Künstler aus Frankfurt, Europa und Amerika.

Foto: The Frankfurt Art Experience, Urban Media Project


Sakhile&Me

In den vergangenen Jahren ist das Interesse für afrikanische Kunst gewachsen. Die junge Galerie Sakhile&Me bietet afrikanische Künstler und Künstlerinnen und der Diaspora eine Plattform, doch möchte über das gemeinsame Herkunftsland hinaus einen Fokus auf ein tieferes Verständnis für die Arbeiten, die Geschichte und Hintergründe der Werke vermitteln, sowie den Arbeitsprozess mit einbeziehen. Denn die fertige Arbeit ist nur ein kleiner Teil des Werkes. Sie sehen die zeitgenössischen Künstler und Künstlerinnen auch als Forscher und die aktuelle Ausstellung ist ein gutes Beispiel für dieses Anliegen.

I was her and she was me zeigt einen Dialog der afrikanischen Künstlerinnen Kitso Lynn Lelliott und Tuli Mekondjo, die sich in Form von Video und Performance, Fotografie, Collage und Stickerei mit der GeschichteAfrikas auseinandersetzen. Die beiden Künstlerinnen sehen sich als Bestandteil einer gemeinsamen, aber auch zugleich individuellen Vergangenheit, sowie einer aktiven Auseinandersetzung mit dieser im Hier und Jetzt.

Kitso Lynn Lelliott, I was her and she was me and those we might become, 2016, HD video projection, 20:00 min, Edition of 5 + 2 AP

Tuli Mekondjo, Our survival is our livelihood, 2021, Mixed Media, Collage, mahangu, resin, acrylic gold paint, paint marker, acrylic ink, cotton embroidery thread on canvas, 172 x 60 cm

Kitso Lynn Lelliott, My story no doubt is me/Older than me, 2015, HD video, 05:56 min, Edition of 5 + 2 AP

Tuli Mekondjo, May our tongues praise the ancestors of the land, 2021, Mixed Media, Collage, mahangu, resin, acrylic gold paint, paint marker, acrylic ink, cotton embroidery thread on canvas, 169,5 x 58 cm


Wenn auch du bei einer privaten Galerie Tour durch Frankfurt dabei sein möchtest, freue ich mich von dir zu hören. Die weißen Galerieräume, der typische „White Cube“, können manchmal etwas einschüchternd sein. Ich zeige dir, dass es sich lohnt, die Tür zu öffnen und sich von den Galeristinnen und Galeristen die Geschichten hinter den Kunstwerken erzählen zu lassen.


 
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