ATELIERBESUCH BEI MARION BOEHM

Marion Boehm, Daliah & Said, 2022, Mischtechnik auf Leinwand, 157 x 109 cm, fotografiert während der Kunstmesse VOLTA in Basel im Juni 2022. Foto: Nicholas Winter

Ein Besuch in Marion Boehms Atelier

Die Künstlerin Marion Boehm verstarb im Sommer 2023. Im Jahr zuvor durfte ich sie in ihrem Atelier besuchen, sie kennenlernen und mir von ihren Arbeiten und Reisen erzählen lassen. Marions Werk zeichnet sich durch ihre künstlerische Auseinandersetzungen mit Nomadismus, Weiblichkeit und der Vielfalt afrikanischer Identitäten auseinander. Mithilfe der Collage spielt die Künstlerin mit Schichten aus Textilien, bunten Stoffen, Schmuck, Perlen und Mustern. Sie schafft unzählige Details, die es zu entdecken gilt und lädt den Betrachter ein, tiefer in die Erzählung des Kunstwerks und ihre Begegnungen einzutauchen. Folge mir in Marions Atelier und entdecke mit mir ihre farbenfrohe Welt.


Die Künstlerin Marion Boehm in ihrem Atelier außerhalb Frankfurts im August 2022.

Marions farbenfrohe Welt

Wir betreten das Atelier von Marion Boehm auf dem Dachboden ihres Wohnhauses mit allen Sinnen. Ihre großen Arbeiten füllen die Wände des kleinen Zimmers. Bunte Stoffe und Textilien haben sofort unsere Aufmerksamkeit. Sie verbreiten den Duft des Färbens, ihres Entstehungsprozesses.

Marion kreiert lebensgroße Collagen. Im Mittelpunkt ihrer Arbeiten steht eine portraitierte Person, manchmal auch eine Gruppe von zwei oder dreien, basierend auf einer fotografischen Vorlage oder Marions Fantasie. Die Gesichter der Frauen, Männern oder Kindern sind mit Text bedeckt. Man kann sich leicht in den unzähligen Schichten der Textilien, farbenfrohen Stoffen, textilen Applikationen, Perlen und Mustern mit unzählbaren Details verlieren. Sie ziehen dich tiefer und tiefer in das Thema ihrer Arbeit hinein.

Marion verwebt mögliche Kontraste zu neuen Verbindungen. Sie sammelt Materialien aus aller Welt: Europa, Afrika und Asien, aus unterschiedlichen Kulturen und Epochen. Sie verwendet traditionelle Trachten, Kleider, Tischdecken, Stickereien und bringt sie mit ihrer eigenen Geschichte in einen neuen Kontext. Textilien traditioneller afrikanischer Tracht stehen neben einem gestrickten Teppich aus Deutschland der 50er Jahre. Marion verwebt vermeintliche Gegensätze zu neuen Zusammenhängen. Sie bewahrt die Geschichte und transformiert sie in einen neuen Kontext.

Seit ihrer Kindheit ist sie am kulturellen Austausch interessiert. Sie bereiste als Flugbegleiterin die Welt, bevor sie ihren Abschluss als Innenarchitektin machte. 2010 zog sie mit ihrer Familie nach Johannesburg in Südafrika und begann dort Kunst an einer Vorschule zu unterrichten. Ihr Besuch im Township von Kliptown, Soweto, hatte großen Einfluss auf Ihre Arbeit. Der südafrikanische Künstler Kay Hassan wurde ihr Mentor. Durch ihn erlangte sie Zugang zu einem Sozialprojekt in Kliptown.

Marion untersucht die historischen und aktuellen Beziehungen zwischen afrikanischen, asiatischen und westlichen Kulturen. Dabei hinterfragt sie stets geschichtliche Zusammenhänge in Relation zu aktuellen Ereignissen. Nomadentum und Rassismus sind wiederkehrende Themen in ihrer Arbeit. Ihre Protagonisten sind Kinder und Frauen. Ihr Anliegen ist es auf soziale und gesellschaftliche Missverhältnisse aufmerksam zu machen, auf subtile Art und Weise, die sich dem Betrachter erst nach und nach eröffnet.

Ihre Gedichte, Texte und Statements stehen ihren Protagonisten ins Gesicht geschrieben. Die Texte wiederholen sich. Sie dechiffrieren dabei die Intention des Werks und lassen dennoch Leerstellen für eigene Interpretationen des Betrachters.


Ihre Protagonisten sind Kinder und Frauen

Seit ihrer Kindheit ist sie am kulturellen Austausch interessiert. Sie bereiste als Flugbegleiterin die Welt, bevor sie ihren Abschluss als Innenarchitektin machte. 2010 zog sie mit ihrer Familie nach Johannesburg in Südafrika und begann dort Kunst an einer Vorschule zu unterrichten. Ihr Besuch im Township von Kliptown, Soweto, hatte großen Einfluss auf Ihre Arbeit. Der südafrikanische Künstler Kay Hassan wurde ihr Mentor. Durch ihn erlangte sie Zugang zu einem Sozialprojekt in Kliptown.

Marion untersucht die historischen und aktuellen Beziehungen zwischen afrikanischen, asiatischen und westlichen Kulturen. Dabei hinterfragt sie stets geschichtliche Zusammenhänge in Relation zu aktuellen Ereignissen. Nomadentum und Rassismus sind wiederkehrende Themen in ihrer Arbeit. Ihre Protagonisten sind Kinder und Frauen. Ihr Anliegen ist es auf soziale und gesellschaftliche Missverhältnisse aufmerksam zu machen, auf subtile Art und Weise, die sich dem Betrachter erst nach und nach eröffnet.

Ihre Gedichte, Texte und Statements stehen ihren Protagonisten ins Gesicht geschrieben. Die Texte wiederholen sich. Sie dechiffrieren dabei die Intention des Werks und lassen dennoch Leerstellen für eigene Interpretationen des Betrachters.


Marion Boehm, Chen Lu, 2022, Mischtechnik auf Leinwand, 157 x 109 cm

Marion Boehm, Majda, 2022, Mischtechnik auf Leinwand, 157 x 109 cm


„Der nomadische Lebensstil wurde schon immer mit dem sesshaften Lebensstil konfrontiert.“

In ihrer jüngsten Serie nimmt Marion Bezug auf die chinesische Ausbeutung natürlicher Ressourcen in Afrika. Ihre Arbeiten thematisieren, wie die chinesischen und afrikanischen Realitäten miteinander verwoben sind und doch gegensätzlich zueinanderstehen. In einer früheren Serie untersuchte sie die Wurzeln von Rassismus, indem sie traditionelle westliche Kinderspielzeuge in ihre Arbeit einbezieht. Dabei setzt Marion ihre eigenen Kindheitserinnerungen in Bezug zu den aktuellen Lebensumständen Afrikas. Sie verdeutlicht auf einfühlsame Art und Weise den Zusammenhang zwischen vergangenen und aktuellen Verhältnissen und bietet damit eine Plattform für einen offenen Dialog.

Marion Boehm wird von Out of Africa Gallery, Barcelona/London sowie Loftart Gallery, Casablanca vertreten.


Marion Boehm, Blessing, 2022, Mischtechnik auf Leinwand, 110 x 90 cm

Marion Boehm, Response, 2022, Mischtechnik auf Leinwand, 110 x 90 cm

Marion Boehm, Creator, 2022, Mischtechnik auf Leinwand, 110 x 90 cm

Marion Boehm, Gatitude, 2022, Mischtechnik auf Leinwand, 110 x 90 cm


Marion Boehm in ihrem Atelier.


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