KUNSTSPAZIERGANG DURCH FRANKFURTS GALERIEN
Entdecke die Geschichten hinter den Kunstwerken
Heute verbinden wir Kunst mit einem Stadtspaziergang und ich nehme dich mit auf eine Tour durch Frankfurts Galerien. In Kunstgalerien werden Arbeiten meist direkt aus den Ateliers der Künstlerinnen und Künstler erstmals öffentlich präsentiert. Für Einzel- oder Gruppenausstellungen fertigen sie neue Gemälde, Fotografien, Skulpturen, Videos oder Installationen an. Die weißen Galerieräume, der typische „White Cube“, können manchmal etwas einschüchternd sein. Buche mit mir deine private Galerie Führung durch Frankfurt und ich zeige dir, dass es sich lohnt, die Türen zu öffnen und sich von den Galeristinnen und Galeristen die Geschichten hinter den Kunstwerken erzählen zu lassen und einen Blick hinter die Kulissen ihres Arbeitsalltags zu werfen.
Galerie Heike Strelow: Sensing Nature
Wir starten unseren Kunstspaziergang in der Galerie Heike Strelow, in der Lange Straße 31. Thematischer Schwerpunkt der Galerie sind künstlerische Positionen, die sich konzeptionell mit Fragen der Migration und Kultur, Grenzerfahrungen und der persönlichen oder sozialen Identität auseinandersetzen.
Mit der aktuellen Ausstellung Sensing Nature zeigt Heike Strelow zusammen mit Mathias Kessler Werke 14 internationaler Künstlerinnen und Künstler, die sich mit dem Verhältnis des Individuums zur Gesellschaft und der Umwelt auseinandersetzen. In ihren Arbeiten nähern sie sich dem komplexen Thema der Natur als Ursprung an. Als Voraussetzung und Ergebnis menschlichen Daseins.
Wir betreten die Galerieräume und stehen direkt mitten in einem Kunstwerk. Mathias Kessler hat den Eingangsbereich in eine fotografische Installation verwandelt. Wände und Boden sind mit Luftaufnahmen einer gigantischen Bergbaulandschaft bedeckt. Die Landschaft ist gesprengt, zerstört.
Galerie Lachenmann Art: RENDER
Wir gehen zusammen weiter zur Galerie Lachenmann Art, Hinter der Schönen Aussicht. Vor drei Jahren eröffnete Juliane Lachenmann ihre Räume in Frankfurt, nachdem sie bereits vier Jahre zuvor ihre erste Galerie in Konstanz gründete. Die Räume in Frankfurt befinden sich in einem ehemaligen Fabrikgebäude und verbreiten über zwei Ebenen industriellen Charme.
In der aktuellen Ausstellung RENDER zeigt die Galerie neue Arbeiten des Münchner Künstlers Florian Lechner. Seine Arbeiten verstehen sich als digitale Bildhauerei, als Formen von Licht und Schatten im Raum. Der Ausstellungstitel nimmt dabei Bezug auf das Erzeugen von Grafiken im dreidimensionalen Raum. Im Untergeschoss der Galerie darfst du als Besucherin und Besucher in Teil eines betretbaren Renderings im Raum werden.
Galerie Leuenroth: SECRET LIQUIDS
Unsere nächste Station ist die Fahrgasse, nur ein paar Schritte von der Neuen Altstadt entfernt. Die Fahrgasse ist mit acht Ausstellungsräumen das Zentrum der GALERIEN FRANKFURT MITTE. Folge mir in das Kunstquartier zwischen dem Museum für Moderne Kunst, der Kunsthalle Schirn, dem Frankfurter Kunstverein und dem Portikus.
Kirsten Leuenroth eröffnete im April 2006 ihre Frankfurter Galerie und fokussiert sich auf Künstler:innen der Neuen Leipziger Schule. „Mich fasziniert die gute handwerkliche Ausbildung der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst“, sagt sie.
Ab dem 9. Juli 2021 sind neue Arbeiten der Künstlerin Tanja Selzer zu sehen. In ihren Bildern erzählt die Künstlerin von Nacktheit, Leidenschaft, Wildheit und Lust. Durch die Verortung in der freien Natur bekommen die Szenerien etwas Ursprüngliches. Und dennoch bricht sie mit dieser scheinbaren Idylle, denn Tanja Selzer findet ihre Motive in Pornofilmen. Doch ist es nicht der Voyeurismus, den sie in den Vordergrund stellt, sondern die Konzentration auf den Moment in stiller Versunkenheit.
Galerie Greulich: Bumerang oder das Gedächtnis für Gerüche
Wir spazieren die Fahrgasse weiter Richtung Norden. In der Galerie Greulich und der Ausstellung Bumerang oder das Gedächtnis für Gerüche treffen wir auf neue Arbeiten von Isabel Friedrich. Die Frankfurter Künstlerin setzt Erinnerungen neu in Szene. Nicht nur ihre persönlichen Erlebnisse, sondern auch gefundenes Fotomaterial und Eindrücke, die sie im Alltag oder auf Reisen einfängt. Isabel Friedrich schafft dabei neue erzählerische Zusammenhänge. Oft mit einem Augenzwinkern ordnet und bewertet sie kollektive Erfahrungen neu.
Galerie Anita Beckers: Dazwischen, ein Echo
Von der Fahrgasse gehen wir weiter in die Braubachstraße zu Galerie Anita Beckers. In ihren Ausstellungen fokussiert sie sich auf Fotografie und Videokunst und bringt immer wieder junge Künstlerinnen und Künstler in einen Dialog mit etablierten Positionen. In der aktuellen Ausstellung Dazwischen, ein Echo zeigt sie neue Arbeiten der Künstlerin Christiane Feser.
Ihr Fotoobjekte bewegen sich an der Grenze zwischen Fotografie und Objekt, zwischen einem zweidimensionalen Bild und einem dreidimensionalen Körper. Christiane Feser hinterfragt den Begriff der Fotografie und erweitert ihn gleichzeitig auf spielerische Weise. Dabei werden einfache Elemente wie Fäden, Stecknadeln und leere Papierbögen zu komplexen verschachtelten Strukturen. Ein Spiel zwischen Licht und Schatten. Und gleichzeitig ist die Grundlage immer die Fotografie.
Christiane Feser möchte in ihren Arbeiten den Zwischenraum im Bild erfahrbar machen. Die Diskrepanz zwischen dem technischen Bild und dem menschlichen Sehen in den Mittelpunkt stellen.
Philipp Flug Contemporary
Letze Station und eines meiner Highlights auf unserem Kunstspaziergang sind die Arbeiten der Pyrokünstlerin Sandra Kranich. Die Galerie PHILIPP FLUG CONTEMPORARY befindet sich in der Berliner Straße 32.
Wenn es knallt, kracht und Funken sprühen, dann ist Sandra Kranich in ihrem Element. Die Frankfurter Künstlerin zündet für ihre Arbeiten Feuerwerke und schafft Skulpturen und Objekte aus Metall. Sie zeichnet mit Feuer und Schmauchspuren.
Durch die Kraft der Explosion verändert sich das Material und es entstehen neue Formen und Farben. Die Schmauchspuren werden zur Malerei. Dabei hat ihre Kunst einen performativen Charakter. “Bei meiner Arbeit gibt es immer ein Davor, ein Währenddessen und ein Danach”, sagt Sandra Kranich. Es ist eine ewige Bastelei, bis die Metallobjekte mit den Feuerwerkskörpern versehen sind. Die Pyrotechnik zündet Sandra Kranich teilweise direkt vor Ort in der Galerie.
Die Künstlerin stellt mit ihren Arbeiten die Frage, wo Zerstörung anfängt und wann etwas Neues beginnt.