KUNSTSPAZIERGANG DURCH FRANKFURTS GALERIEN

Galerie Leuenroth in der Fahrgasse in Frankfurt, Foto: Alexandra Lechner

Entdecke die Geschichten hinter den Kunstwerken

Heute verbinden wir Kunst mit einem Stadtspaziergang und ich nehme dich mit auf eine Tour durch Frankfurts Galerien. In Kunstgalerien werden Arbeiten meist direkt aus den Ateliers der Künstlerinnen und Künstler erstmals öffentlich präsentiert. Für Einzel- oder Gruppenausstellungen fertigen sie neue Gemälde, Fotografien, Skulpturen, Videos oder Installationen an. Die weißen Galerieräume, der typische „White Cube“, können manchmal etwas einschüchternd sein. Ich zeige dir, dass es sich lohnt, die Tür zu öffnen und sich von den Galeristinnen und Galeristen die Geschichten hinter den Kunstwerken erzählen zu lassen.


Galerie Heike Strelow: Sensing Nature

Wir starten unseren Kunstspaziergang in der Galerie Heike Strelow, in der Lange Straße 31. Thematischer Schwerpunkt der Galerie sind künstlerische Positionen, die sich konzeptionell mit Fragen der Migration und Kultur, Grenzerfahrungen und der persönlichen oder sozialen Identität auseinandersetzen.

Mit der aktuellen Ausstellung Sensing Nature zeigt Heike Strelow zusammen mit Mathias Kessler Werke 14 internationaler Künstlerinnen und Künstler, die sich mit dem Verhältnis des Individuums zur Gesellschaft und der Umwelt auseinandersetzen. In ihren Arbeiten nähern sie sich dem komplexen Thema der Natur als Ursprung an. Als Voraussetzung und Ergebnis menschlichen Daseins.

Wir betreten die Galerieräume und stehen direkt mitten in einem Kunstwerk. Mathias Kessler hat den Eingangsbereich in eine fotografische Installation verwandelt. Wände und Boden sind mit Luftaufnahmen einer gigantischen Bergbaulandschaft bedeckt. Die Landschaft ist gesprengt, zerstört.

Gerhald Nestler, Volatility Paradigm (Skateboard), 2015, Skateboard, laser engraved and glazed on both sides, 80 x 20cm, Foto: Galerie Heike Strelow

Mark Dion, Emperor Penguin, 2016, Foto: Galerie Heike Strelow


Galerie Lachenmann Art: RENDER

Wir gehen zusammen weiter zur Galerie Lachenmann Art, Hinter der Schönen Aussicht. Vor drei Jahren eröffnete Juliane Lachenmann ihre Räume in Frankfurt, nachdem sie bereits vier Jahre zuvor ihre erste Galerie in Konstanz gründete. Die Räume in Frankfurt befinden sich in einem ehemaligen Fabrikgebäude und verbreiten über zwei Ebenen industriellen Charme.

In der aktuellen Ausstellung RENDER zeigt die Galerie neue Arbeiten des Münchner Künstlers Florian Lechner. Seine Arbeiten verstehen sich als digitale Bildhauerei, als Formen von Licht und Schatten im Raum. Der Ausstellungstitel nimmt dabei Bezug auf das Erzeugen von Grafiken im dreidimensionalen Raum. Im Untergeschoss der Galerie darfst du als Besucherin und Besucher in Teil eines betretbaren Renderings im Raum werden.

Installationsansicht RENDER in der Galerie Lachenmann Art, Künstler Florian Lechner, Foto: Eric Tschernow

Installationsansicht RENDER in der Galerie Lachenmann Art, Künstler Florian Lechner, Foto: Eric Tschernow


Galerie Leuenroth: SECRET LIQUIDS

Unsere nächste Station ist die Fahrgasse, nur ein paar Schritte von der Neuen Altstadt entfernt. Die Fahrgasse ist mit acht Ausstellungsräumen das Zentrum der GALERIEN FRANKFURT MITTE. Folge mir in das Kunstquartier zwischen dem Museum für Moderne Kunst, der Kunsthalle Schirn, dem Frankfurter Kunstverein und dem Portikus. 

Kirsten Leuenroth eröffnete im April 2006 ihre Frankfurter Galerie und fokussiert sich auf Künstler:innen der Neuen Leipziger Schule. „Mich fasziniert die gute handwerkliche Ausbildung der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst“, sagt sie.

Ab dem 9. Juli 2021 sind neue Arbeiten der Künstlerin Tanja Selzer zu sehen. In ihren Bildern erzählt die Künstlerin von Nacktheit, Leidenschaft, Wildheit und Lust. Durch die Verortung in der freien Natur bekommen die Szenerien etwas Ursprüngliches. Und dennoch bricht sie mit dieser scheinbaren Idylle, denn Tanja Selzer findet ihre Motive in Pornofilmen. Doch ist es nicht der Voyeurismus, den sie in den Vordergrund stellt, sondern die Konzentration auf den Moment in stiller Versunkenheit.

Tanja Selzer, Dancing Water, 2019 und Towel, 2019, aufgenommen im Atelier der Künstlerin in Berlin. Foto: Galerie Leuenroth

Tanja Selzer, Dancing Water, 2019 und Towel, 2019, aufgenommen im Atelier der Künstlerin in Berlin. Foto: Galerie Leuenroth

Ausstellungsansicht SECRET LIQUIDS der Künstlerin Tanja Selzer, Foto: Galerie Leuenroth


Galerie Greulich: Bumerang oder das Gedächtnis für Gerüche

Wir spazieren die Fahrgasse weiter Richtung Norden. In der Galerie Greulich und der Ausstellung Bumerang oder das Gedächtnis für Gerüche treffen wir auf neue Arbeiten von Isabel Friedrich. Die Frankfurter Künstlerin setzt Erinnerungen neu in Szene. Nicht nur ihre persönlichen Erlebnisse, sondern auch gefundenes Fotomaterial und Eindrücke, die sie im Alltag oder auf Reisen einfängt. Isabel Friedrich schafft dabei neue erzählerische Zusammenhänge. Oft mit einem Augenzwinkern ordnet und bewertet sie kollektive Erfahrungen neu.

Isabel Friedrich, Can’t Fight the Sound, 2020, Tusche und Öl auf Leinwand, 30 x 40 cm, Foto: Galerie Greulich

Isabel Friedrich, Kleine Schritte, 2019, Tusche und Öl auf Leinwand, 49 x 69 cm, Foto: Galerie Greulich


Galerie Anita Beckers: Dazwischen, ein Echo

Von der Fahrgasse gehen wir weiter in die Braubachstraße zu Galerie Anita Beckers. In ihren Ausstellungen fokussiert sie sich auf Fotografie und Videokunst und bringt immer wieder junge Künstlerinnen und Künstler in einen Dialog mit etablierten Positionen. In der aktuellen Ausstellung Dazwischen, ein Echo zeigt sie neue Arbeiten der Künstlerin Christiane Feser.

Ihr Fotoobjekte bewegen sich an der Grenze zwischen Fotografie und Objekt, zwischen einem zweidimensionalen Bild und einem dreidimensionalen Körper. Christiane Feser hinterfragt den Begriff der Fotografie und erweitert ihn gleichzeitig auf spielerische Weise. Dabei werden einfache Elemente wie Fäden, Stecknadeln und leere Papierbögen zu komplexen verschachtelten Strukturen. Ein Spiel zwischen Licht und Schatten. Und gleichzeitig ist die Grundlage immer die Fotografie.

Christiane Feser möchte in ihren Arbeiten den Zwischenraum im Bild erfahrbar machen. Die Diskrepanz zwischen dem technischen Bild und dem menschlichen Sehen in den Mittelpunkt stellen.

Atelierbesuch bei der Künstlerin Christiane Feser. Video: Galerie Anita Beckers und Angela Schmitt-Gläser, filme+mehr, 2021

Besucherinnen vor Arbeiten der Künstlerin Christiane Feser, Foto: Alexandra Lechner


Philipp Flug Contemporary

Letze Station und eines meiner Highlights auf unserem Kunstspaziergang sind die Arbeiten der Pyrokünstlerin Sandra Kranich. Die Galerie PHILIPP FLUG CONTEMPORARY befindet sich in der Berliner Straße 32.

Wenn es knallt, kracht und Funken sprühen, dann ist Sandra Kranich in ihrem Element. Die Frankfurter Künstlerin zündet für ihre Arbeiten Feuerwerke und schafft Skulpturen und Objekte aus Metall. Sie zeichnet mit Feuer und Schmauchspuren.

Durch die Kraft der Explosion verändert sich das Material und es entstehen neue Formen und Farben. Die Schmauchspuren werden zur Malerei. Dabei hat ihre Kunst einen performativen Charakter. “Bei meiner Arbeit gibt es immer ein Davor, ein Währenddessen und ein Danach”, sagt Sandra Kranich. Es ist eine ewige Bastelei, bis die Metallobjekte mit den Feuerwerkskörpern versehen sind. Die Pyrotechnik zündet Sandra Kranich teilweise direkt vor Ort in der Galerie.

Die Künstlerin stellt mit ihren Arbeiten die Frage, wo Zerstörung anfängt und wann etwas Neues beginnt.

Interview mit der Pyrokünstlerin Sandra Kranich. Video: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2018


Vor der Galerie Bärbel Grässlin im Hinterhof der Schäfergasse, Foto: Alexandra Lechner


 
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